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Dornen fressen für den Naturschutz

Ein Märchen zum Naturschutz

Es war einmal ein Naturschutzgebiet, in dem großer Handlungsbedarf bestand. Diverse Landschaftspflegemaßnahmen hatten über Jahre nicht den Erfolg gebracht, den man sich gewünscht hatte. Es fand sich eine Schäferei, die mit großem Engagement und mit kleinen Schafen dies Gebiet zu pflegen begann. Über die Jahre gelang es, die bestehenden Populationen an seltenen Pflanzen und Tieren nicht nur zu erhalten, sondern zu stabilisieren und zu vergrößern. Begeisterung und ordentliche Kenntnisse über die Schafhaltung hinaus sorgten für erfolgreiche Ergebnisse. Nachfragen konnten über die Biologische Station beantwortet werden, deren Nachpflege die Arbeit der Schafe unterstützte. Oft allerdings konnte man sehen, dass großräumiges Mähen mit dem Terratrak für Ameisenbulte und Eidechsenburgen nicht so gut war. Eine Schneise wurde damals von Zivildienstleistenden geöffnet, um vom oberen Teil in den unteren zu kommen- alle weiteren Durchgänge machten die Schäfer. Mit einer Ausnahme (Mäharbeiten bei Landreitgras, einmal an die Schäfer vergeben und gegen Rechnung bezahlt) wurden die Arbeiten, die über die Beweidung hinausgingen, von der Biologischen Station oder dem Kreis erledigt und diesen natürlich auch bezahlt.  Anfänglich gab es für das Gebiet Vertragsnaturschutzgelder. Diese blieben weitestgehend auf der Straße, für Kontrollfahrten und Wassertransporte in das Gebiet, welches sehr schön gelegen, aber schlecht bearbeitbar ist. Nach einigen Jahren setzte der Kreis die Vertragsnaturschutzzahlungen im gesamten Gebiet aus, weil landesweit Neuerungen erforderlich wurden. Mehrere Schäfereien konnten gemeinsam erreichen, dass wenigstens ein Teilbetrag für die zuletzt ausgeschiedenen Flächenanfänglich von der Oberen, später nur noch von der Unteren Landschaftsbehörde gezahlt wurde. Seitdem warten die Betriebe auf Umsetzung der Zusage, die Kulisse wieder aufleben zu lassen und für die erbrachten Leistungen Vertragsnaturschutzgelder zu zahlen. Bislang vergeblich.    

Die Schäferei hatte mit ihren bedrohten alten Landschafrassen ein spezielles Konzept zur Beweidung in Großkoppeln entwickelt. Zudem begann man mit der Beweidung in einem Jahr im Osten, das andere Jahr im Westen, um nicht zu immer gleichen Zeiten dieselben Populationen zu stören. Es wurden Schafe mit Lämmern aufgetrieben, um sicherzustellen, dass der Entzug von Nährstoffen immer höher war als der Eintrag über Kot.  

Spezialität der eingesetzten Rassen ist der Holzverbiss. Zudem sind die kleinrahmigen Tiere  imstande, aus dem kargen Futterangebot noch genügend Energie zu ziehen. So wurden Schlehen und Weißdorn sowie der enorme Eschenanflug zurückgedrängt, alte Dickichte  soweit aufgelichtet, dass den Orchideen auch dort wieder genug Helligkeit zur Verfügung stand uvm.. Unterstützende Entbuschungsmaßnahmen schufen immer mehr freie Flächen, wobei eine kontinuierliche Beweidung an allen Stellen gleichzeitig manchmal wünschenswert gewesen wäre. Aber nicht im Plan stand. Der allerdings so vage war, dass vieles durch die Beweider ohne Absprache sehr gut geregelt werden konnte. Erfolgreiches Arbeiten war nicht zu bestreiten. Mühevoll mit Netzen im steinigen Boden, mit selbst durchgeführten und niemand in Rechnung gestellten Maßnahmen. Viele Besucher honorierten die Arbeit - man konnte sehen, riechen, hören, wie sich die Artenvielfalt verbesserte. Exkursionen mit Schülern und Studenten waren beliebt - und die Spaziergänger genossen Erklärungen und Gespräche genauso wie die bereicherte, wiederhergestellte Landschaft.

Nun ergab es sich aber, dass ein schafhaltender Ackerbauer auch ein Naturschutzgebiete haben wollte. Er versuchte, vielen Schäfern, die von Schafen leben mussten, Flächen abzujagen (ein Vorgehen, das unter echten Schäfern durchaus verpönt ist). Die Kollegen warnten auch den Betrieb mit den alten Rassen, der dummerweise genau am Wohnort des Bauern besagtes Naturschutzgebiet beweidete. Als kompetenter Kenner der Arbeit von kleinen Landschafrassen auf Kalkmagerrasen wähnte sich dieser auf der sicheren Seite. Kannte die Arbeit des "Kollegen" und sein Talent, sich gerade so lange für eine Sache hinzustellen, bis die eigenen Interessen durchgesetzt waren. Fachlich dürfte der Einsatz dieses Betriebes ständige Pflege durch andere erfordern und den Einsatz der Schafe auf eine Alibifunktion reduzieren. 

Nachdem einige Mitglieder örtlicher Gruppierungen ordentlich aufgehetzt worden waren, startete man eine gut dosierte Mobbingkampagne- nun als gegensätzliche Interessen oder Volkswille dargestellt, nachdem nach drei Jahren die Schäferei keine Lust mehr auf permanentes Meckern einiger weniger Protagonisten und zum Ende 2017 die Beweidung aufgegeben hat.  Nachträgliches Lob in allen Ehren- wichtiger, fairer und echter wäre es gewesen, wenn Untere Landschaftsbehörde und Biostation sich zu Beginn der Angriffe an die Seite der Schäferei gestellt hätten. Stattdessen wurde die geleistete Arbeit nachträglich schlecht geredet und die Kompetenz angezweifelt- jedoch nach der Aufgabe der Fläche war alles wieder so toll und vorbildlich wie früher…?...

Die Schäfer waren mehr als ernüchtert- denn auch Menschenkenner erwarten manchmal (wider besseres Wissen) mehr von ihrem Umfeld: Glaubwürdigkeit, Einsatz, Hintergrundkenntnisse und Umsetzung des nach außen getragenen Anspruchs. Sie zogen sich auf ihre eigenen Flächen zurück, auf denen sie sich der Artenvielfalt widmen konnten, ohne dass jemand durch ihr Futter fuhr, ihre Schafe erschreckte, wild Büsche absägte, Kirrungen anlegte oder Landeplätze mähte und alles, was nicht wunschgemäß funktionierte, den Schäfern anlastete.  Einige Naturschutzgebiete behielten sie bei, bereit, auch diese aufzugeben, wenn dort irgendwer Begehrlichkeiten entwickelte.  Im Bewusstsein, dass man schlecht aufgestellt ist, wenn man seine Arbeit mit Wissen und Liebe macht. 

Die vergangenen achtzehn Jahre hat man dokumentiert- bei Gelegenheit wird man dies veröffentlichen. Noch nicht, noch zu frisch die Wehmut und die Sorge bezüglich eines Gebietes, das einem am Herzen gelegen hat und das man nun von der Agenda streichen muss- es geht einen ja nichts mehr an...

Wer die Schäfer auch weiterhin treffen will, wird sie zu finden wissen. Sie haben viel bewirkt- und noch mehr gelernt. Auf eine Menge Erfahrung hätten sie gern verzichtet, gerade was die Ernsthaftigkeit im Umgang mit schützenswerter Natur angeht. Sie hoffen, dass es nicht so schlimm wird wie zu erwarten. Und haben verstanden, dass nur wenige begreifen, dass Wertvolles nur authentisch erhalten werden kann. Sie werden nicht verhindern, dass auch Übelwollende von ihrer Arbeit weit über einzelne Gebiete hinaus profitieren. Und bleiben weiterhin überzeugt, dass kenntnissreicher Umgang womit auch immer die einzige Option bleibt. Solange sie noch da sind, leben sie auch morgen noch nach diesem Prinzip.



Ein Eindruck von Burkhard Reimer zu den Herdenschutzhunden in unserem Betrieb

 

Löwendorf/Niese(BR). Groß sollen sie sein, kräftig und von ehrfurchtgebietendem Körperbau, ausgestattet mit einem starken Willen und einem untadeligen, edlen Charakter. Und doch sollen sie zutraulich, anhänglich und treu sein. Vor allem anderen aber, sollen sie einen ausgeprägten Beschützerinstinkt haben.

  Traummänner also? Nein, weit gefehlt. Es geht um Hunde, aber nicht um irgendwelche, sondern um Pyrenäen Berghunde, um Hunde eben jener Rasse, wie sie in der  Schäferei Humpert unverzichtbare Dienste leisten.  Der Wohn- und Betriebssitz von Andreas und Ortrun Humpert ist Löwendorf im Kreis Höxter, ihr  Schafstall mit Nebengebäuden liegt in Niese, einem Ortsteil von Lügde.

Es habe Zeiten gegeben, da sei der Pyrenäen Berghund fast zu so etwas wie einem „Schoßhund“ degeneriert, weil man seine Schutzdienste nicht mehr benötigt habe. „Ganz einfach, weil es seit rund 150 Jahren bei uns keine Wölfe mehr gab.“ Doch seit dem Wiederauftauchen großer Beutegreifer auch in unseren Breiten habe man sich erneut auf sie besonnen. „Zäune allein bieten nämlich nicht unbedingt Schutz“, weiß Ortrun Humpert zu berichten, „aber an einen guten Herdenschutzhund wagen sich einzelne Wölfe und Luchse gar nicht erst heran“.

Fremde Menschen,übrigens auch nicht, jedenfalls sollten sie das nicht. Es sei nicht ratsam, sich einer eingezäunten Schafherde mit Herdenschutzhund zu sehr zu nähern, geschweige denn, auch nur zu versuchen, den Zaun zu übersteigen. Die weißen, teilweise auch bunten Hunde  der Humperts sehen trotz ihrer beeindruckenden Größe zwar harmlos, ja geradezu „lammfromm“ aus, „und im Grunde sind sie das ja auch,  zumal da wir nur solche Hunde aus Arbeitslinienin die Herden lassen, die einen erprobten  Wesenstest anstandslos bestanden haben. Doch wehe“, warnt Ortrun Humpert, „wenn sie  zu sehr provoziert werden. Nicht ohne Grund setzen Schäfer hierzulande Herdenschutzhunde nur in eingezäunten Bereichen ein. Die Zäune, an sich von den Hunden leicht zu überwindende Hindernisse, werden von Anfang an als Grenzen erlernt und akzeptiert. „Spaziergänger, die diese   Grenzen, sprich die Zäune, nicht überschreiten und am besten auch eine gewisse Distanz zu diesen wahren, haben hingegen absolut nichts zu befürchten,“ betont die Schäferin.

Und fürwahr, Ortrun Humpert weiß, wovon sie spricht. Nicht nur, dass sie und ihr Mann die Schäferei bereits seit 1986  betreiben, sie haben auch schon vor sechs Jahren wegen des seitdem wieder vermehrt auftretenden Luchses ihre ersten Herdenschutzhunde angeschafft, und seit 2015 ist Ortrun Humpert Züchterin von Pyrenäen Berghunden. Mit gutem Grund und auch aus Rücksicht auf den Tourismus im Weserberg- und im Lipperland haben die Humperts sich  für diese Rasse entschieden. Der  Pyrenäen Berghund ist zwar groß, stark und ehrfurchtgebietend, aber eben nicht aggressiv. „Das sind keine Kampfmaschinen“, sagt die Löwendorferin. Im Gegensatz zu etlichen anderen Rassen, die ebenfalls als Herdenschutzhunde Verwendung finden, hätten  sie „eine ziemlich lange Zündschnur“, will sagen, es braucht schon eine gewisse Zeit, ehe sie „explodieren“ und ihrem bereits erwähnten Beschützerinstinkt wirklich freien Lauf lassen.

Und eben das mache ja auch das Besondere an ihnen aus: „Sie leben in der Herde, mitten unter den Schafen, stehen in der Rangordnung ganz unten, aber wenn es darauf ankommt, wachsen sie gewissermaßen über sich hinaus.“

Zum Stichwort „lammfromm“ weiß Ortrun Humpert von einer netten  Begebenheit zu berichten: Da hätten zwei ihrer Lieblinge -  übrigens, wie es sein sollte, zur Stallzeit in der Herde geboren und vom ersten Tag an mit ihr sozialisiert -  mitten unter den Schafen gelegen und seien freundlich von Lämmern beleckt worden. Und ebenso freundlich hätten die mächtigen Hunde das akzeptiert. „Die sanften Kolosse sind ruhig liegen geblieben, ihre Augenlider haben sich auf Halbmast gesenkt, und sie haben sich nur noch dem Genuss des Verwöhntwerdens hingegeben.“

 

https://www.dewezet.de/region/weserbergland/luegde_artikel,-pyrenaeenberghunde-beschuetzen-schafherde-_arid,2379963.html


 

Anlässlich der Genusstage des KulturlandKreisHöxter haben wir einen Tag der Offenen Stalltür organisiert, mit Verkostung, Lammguck und diversem anderen- nachfolgend ein Bericht  dazu:

Mittwoch, 17. Mai 2017 Seite 11 - dewezet-Pyrmonter Nachrichten

Von Wölfen und anderen Widrigkeiten (von Burkhard Reimer)

NIESE. Isabell Garbe strahlt. In ihren Armen hält die 13-Jährige ein Lämmchen, auf das sie liebevolle Blicke wirft. So sieht es ganz danach aus, als würde sie das niedliche kleine Wesen am liebsten gleich mit nach Hause nehmen. Wie ihr, ergeht es vielen, vor allem aber jüngeren der zahlreichen Besucherinnen und Besucher, die beim Tag der offenen Stalltür auf dem Berghof der Schäferei Humpert in Niese vorbeischauen. Dabei werden sie nicht nur vom erst kürzlich geborenen Schafs- nachwuchs angezogen, auch die Schurvorführungen von Schäfer Andreas Humpert ziehen die Gäste magisch an. Gebannt verfolgen sie, wie beispielsweise „Walther von der Vogelweide“ sein Wollkleid verliert. Während Schäferin Ortrun Humpert den ausgefallenen Namen ihres prachtvollen Skudden-Zuchtbocks gern preisgibt, behält sie die ihrer Herdenschutzhunde lieber für sich. Die Besucher sollen bes- ser gar nicht auf die Idee kommen, die stattlichen Pyrenäen-Berghunde zu rufen oder ihnen zu nahe kommen. Denn Herdenschutzhunde mögen keine Eindringlinge – ob diese nun zwei Beine haben oder vier, wie etwa Luchse oder Wölfe. Selbst wenn sich ein Fremder dem Zaun nähere, so Ortrun Humpert, machten die Hunde schon durch ihr Gebaren unmissverständlich klar: „Du willst hier gar nicht rein, weil Du nämlich nicht weißt, wie Du wieder rauskommst!“ Wer Ortrun Humpert zuhört, erfährt viel über ihren Beruf. Allerdings nicht nur über dessen Schönheiten, sondern auch über die Widrigkeiten, gegen die die Schäferin und ihre Kollegen zu kämpfen haben. Ortrun Humpert, die die Schäferei gemeinsam mit ihrem Ehemann Andreas seit 1986 hauptberuflich betreibt, weiß, wovon sie spricht. Nicht von ungefähr ist sie seit rund fünf Jahren Vorsitzende des nordrhein-westfälischen Schafzuchtverbands. Derzeit hält das Schäferehepaar 380 Schafe und 140 Lämmer der Rassen Skudden, Moorschnucke und Weiße Ge- hörnte Heidschnucke. Diese
drei Rassen gelten als gefährdet beziehungsweise stark gefährdet. Von der Weißen Gehörnten Heidschnucke gibt es derzeit bundesweit gerade einmal 1400 Exemplare. Solche Tiere zu züchten, gehört auch zum Natur- und Umweltschutz, dem Ortrun und Andreas Humpert sich verschrieben haben. „Denn Schäferei“, betont Ortrun Humpert, „ist praktizierter Naturschutz und trägt entscheidend zur Erhaltung des ökologischen Gleichgewichts bei.“ Von Schafen beweidete Flä- chen wiesen eine enorm hohe Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren auf, weidende Schafe hielten Natur- und Land- schaftsschutzflächen auf schonende Weise instand. „Insofern“, sagt sie, „sind wir Schäfer ja eigentlich überall sehr beliebt. Nur wenn es darum geht, im Gegenzug uns und unsere Herden zu beschützen, sieht es dann eher finster aus.“
Da stehe derzeit natürlich das Thema „Wolf“ an erster Stelle. Nein, sie und ihr Mann gehörten keineswegs zu denen, die da gleich in Hysterie verfielen. „Der Wolf ist geschützt und soll geschützt bleiben, wir fordern nicht grundsätzlich, dass er zum Abschuss freigegeben wird.“ Wenn aber ein Wolf bereits vier- oder fünfmal in eine Herde eingefallen sei, dann stehe dessen Schutzwürdigkeit doch sehr in Frage. Derzeit versuchen die Humperts, ihre Tiere durch Herdenschutzhunde und möglichst stabile Zäune davor zu bewahren, dass sie von Beutegreifern gerissen werden. Allerdings sei das sehr kostspielig, und eben da fehle es an nachhaltiger finanzieller Hilfe. Selbst gut aufgestellte Schäfer verdienten zurzeit gerade einmal die Hälfte des Mindestlohns. „Genau genommen ist die Schäferei ein Dienstleistungsgewerbe – nur, dass niemand für diese Dienstleistung bezahlen möchte“, bringt Ortrun Humpert die Problematik auf den Punkt. Nun hofft sie, dass Aktionen wie der „Tag der offenen Stalltür“ dazu beitragen, die Sorgen und Nöte der Schäfer einer breiteren Öffentlichkeit nahezubringen.


 

Unsere bunte Herdenschutz-Hündin hat am 11.10.2016 ihre Eliteprüfung bestanden, begleitet von einer ihrer Töchter, die mit einem Jahr noch zu jung für eine Prüfung ist, ihre Sache aber auch schon gut gemeistert hat. An der Prüfherde von Jan Tülmann stellten sich elf Hunde der Prüfkommission der AG-Herdenschutzhunde. Neun bestanden die Prüfung, bei der neben Herdenhaltern und Schutzhundinteressierten auch Abgesandte des NWKLN anwesend waren. Alle konnten positive und teils auch bisher unbekannte Einblicke mit nach Hause nehmen.

...nach langer Anfahrtszeit zunächst nochmal kontrolliert werden auf Zähne und Beinstellung, Fell und....dann: die fremde Herde und Fläche annehmen, so dass keine Unruhe mehr herrscht...von außen plötzlich ein Kind mit Fahrrad, nach Bedarf mit Kuhglocken lärmend - ein Spaziergänger mit Hund, der Spaziergänger an einer Seite separat, auch mal mit Gebrüll, der Hund an der auch mal völlig anderen, was den Schafen nicht gefiel und die HSH prompt reagieren ließ - der Einsatz einer Flugdrohne. als Gefahr von oben...diese Reize verarbeiteten die Prüflinge sehr unterschiedlich, je nach Erfahrungsschatz und Wesen. Interessant für alle Hunde, die keine Kraniche kennen, waren genau solche auf der zuschauerabgewandten Seite, die man als potentielle Gefahr von Zeit zu Zeit sicherheitshalber beäugen musste.

Vorausgegangen sind für eine solche Prüfung vier Wochen in einem absolut fremden Betrieb an einer unbekannten Prüfherde. Hier wird genau dokumentiert, ob der Hund wesensfest genug ist, das erforderliche Verhalten auch unter völlig anderen Bedingungen zu zeigen, ohne die gewohnten Tiere, Flächen und Menschen. Hintergrund ist, eine möglichst große Sicherheit in der Aussage über das Wesen unserer Herdenschutzhunde zu erhalten.

zunächst ganz schön erschossen wieder in der Böckeherde zuhause (hier die Mutter)

aber schon wieder voll Tatendrang (hier die Tochter)

 


Als einer der ersten Archehöfe der GEH wurde auch die Schäferei Humpert auf der Jahreshauptversammlung 2016 in Echem ausgezeichnet.
Da fühlt man sich manchmal schon als Dinosaurier- aber es macht noch immer viel Spaß

"Allein in Deutschland stehen mehr als 100 Nutztierrassen auf der Roten Liste der GEH. Engagement und Ideen sind gefragt, die Tiere so in die Nutzung einzubinden, dass eine langfristige Erhaltung gewährleistet ist.

Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) engagiert sich seit 1981 für die Lebenderhaltung der Nutztierrassen. Das Arche-Hof-Projekt wurde im Jahr 1995 von der GEH ins Leben gerufen und umfasst bundesweit im Jahr 2010 bereits über 80 Höfe.

Die Arche-Höfe verstehen sich als Einrichtung mit dem Ziel, vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen aktiv zu erhalten und weiter zu züchten. Sie integrieren diese Rassen bewusst in ihr Betriebskonzept und stellen landwirtschaftliche Produkte her. Den interessierten Besucherinnen und Besuchern wird mittels anschaulicher Hofführungen ein umfassender Einblick in die Geschichte der Rassen, ihrer gegenwärtigen Situation und ihrer Zukunftsperspektiven eröffnet"... Mehr zum Arche-Projekt unter:

http://www.g-e-h.de/geh/jupgrade/arche-hof-kriterienkatalog


 

Ein schöner Artikel von Dino Kosjak mit dem Titel "Schafe am Ende der Welt" findet sich in der Zeitschrift "kraut und rüben" Ausgabe 11/14

http://www.krautundrueben.de/aktuelles-heft-582202#/68/

nicht aus dem Artikel, aber fast Ende der Welt

Im Herzen ein Schaf

Ortrun Humpert züchtet Hunde, die Herden vor Wölfen schützen
Von Iris Spieker-Siebrecht

Tierische Freundschaft: »Die Schafe sind ihre Familie. Herdenschutzhunde empfinden sich als Teil der Herde und sind in ihrem Herzen irgendwie auch ein bisschen Schaf. Und sie passen auf ihre Familie auf«, erklärt Züchterin Ortrun Humpert die Zuneigung der Tiere.

Tierische Freundschaft: »Die Schafe sind ihre Familie. Herdenschutzhunde empfinden sich als Teil der Herde und sind in ihrem Herzen irgendwie auch ein bisschen Schaf. Und sie passen auf ihre Familie auf«, erklärt Züchterin Ortrun Humpert die Zuneigung der Tiere. Foto: Spieker-Siebrecht

 

Marienmünster (WB). Ortrun Humpert aus Marienmünster (Kreis Höxter) züchtet nicht nur Schafe, sondern auch Hunde, die Wölfe fernhalten sollen. Sie gehören einer speziellen Rasse an, den Pyrenäenberghunden.

Sie sind cremefarben und flauschig, die Nase ist schwarz, der Körper stämmig, der Kopf verhältnismäßig groß: Pyrenäenberghunde haben das typische Aussehen eines freundlichen Familienhundes. Gleich vier von ihnen begrüßen Besucher am geschlossenen Tor am Schafstall der Familie Humpert in Marienmünster-Löwendorf – aufmerksam, voller Wachbereitschaft und so gar nicht mehr knuddelig.

Unmissverständlich machen sie klar, wer auf welche Seite des Tores gehört. Erst als sich Besitzerin Ortrun Humpert nähert und signalisiert, dass in diesem Fall das Betreten des Grundstücks erlaubt ist, werden die vier Wächter freundlicher. Nach ausgiebigem Wittern lassen sie sich sogar kraulen und laufen dann wieder zu ihren Schafen.

»Ja, das sind ihre Schafe, ihre Familie. Herdenschutzhunde empfinden sich als Teil der Herde und sind in ihrem Herzen irgendwie auch ein bisschen Schaf. Und sie passen auf ihre Familie auf«, erklärt Humpert. In OWL seltener, aber in Gegenden, in den Weidetierhalter seit Jahren mit der Präsenz des Wolfes leben müssen, gehörten Hunde inmitten von Weidetierherden zum Alltag.

Imposantes Äußeres, hohe Wachsamkeit, selbstständige Souveränität

Herdenschutzhunde wurden in den vergangenen Jahrhunderten in unterschiedlichen Regionen Europas gezüchtet, um Nutztiere und Anwesen vor tierischen – und auch menschlichen – Angreifern zu schützen. Die bekanntesten Rassen sind neben dem französischen Pyrenäenberghund der ungarische Kuvasz, der kaukasische Owtscharka, der türkische Kangal oder der italienische Maremmano-Abruzzese.

Ihnen allen gemein sind das imposante Äußere, die hohe Wachsamkeit und selbstständige Souveränität. Sie können stundenlang dösend auf ihrem Beobachtungsposten liegen – um dann bei Gefahr blitzschnell zu reagieren.

Ortrun Humpert und ihr Mann Andreas halten seit 2011 Pyrenäenberghunde, weil damals ein Luchs ihre Herden dezimierte. »Wir haben uns für diese Rasse entschieden, weil sie nicht so aggressiv ist. In unserer Kulturlandschaft muss ein Schutzhund viele unterschiedliche Reize durch Freizeitsportler, Fahrzeuge und Passanten entsprechend einordnen können.«

Nachfrage nach Herdenschutzhunden steigt

Seit der Wolf in Deutschland zurück ist, steigt die Nachfrage nach Herdenschutzhunden. Gute Tiere kosteten 3500, Welpen etwa 1000 Euro. Humpert engagiert sich auch in der Arbeitsgemeinschaft Herdenschutzhunde. »Denn der Einsatz ungeeigneter Hunde kann gefährlich werden. Für Tiere und auch für Menschen.«

Auch sei nicht jeder Schäfer gewillt oder geeignet, mit Herdenschutzhunden zu arbeiten. Deshalb sei die Anschaffung kein Patentrezept. »Und es ist eine finanzielle Belastung. Die Hunde arbeiten in der Regel im Team zu zweit, je nach Gelände und Herdengröße sind mehrere Tiere erforderlich.« Damit werde für manchen Schäfer die Weidehaltung unrentabel.

Dabei sei sie für Naturschutz und Landschaftspflege von großer Bedeutung. »Wenn die Gesellschaft den Wolf will, muss sie auch diese Kosten tragen«, fordert Humpert deshalb. Spaziergänger und Sportler sollten Herdenschutzhunde nicht reizen oder streicheln, im Kontaktfall langsam den Weg zurückgehen, den sie gekommen seien. »Es sind keine Angreifer, aber sie schützen ihre Familie.«

Ortrun Humpert beim Füttern der »Flaschenkinder«. Die Mutterschafe haben ihre Lämmer nicht angenommen oder konnten sie nicht ausreichend ernähren. Foto: Spieker-Siebrecht

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Vereinigte Zeitungsverlage GmbH

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Pyrmonter Nachrichten vom 8.8.2015
VON JULIANE LEHMANN
Zwei Schafe tot, sieben verletzt

Wieder Attacke auf Herde im Lügde Ortsteil Niese / Bissspuren lassen Schäferin auf einen Hund schließen
„Diesmal ist es noch schlimmer als vor einem Jahr“, sagt Ortrun Humpert. Damals hatte ein unbekannter Hund zehn Lämmer und ein Muttertier auf ihrer Weide am Erlengrund von Niese zu Tode gehetzt (wir berichteten). Der Anblick, der sich der Schäferin jetzt bot, hat sie fast noch mehr geschockt als die Attacke vom Juli 2014. „Als ich die Weide am Mittwochabend um 18.30 Uhr kontrollierte, sah ich zuerst ein Schaf, das verletzt unter einem Baum lag“, erzählt die 51Jährige. „Alle anderen waren nicht zu sehen.“ Beim Näherkommen dann der Schock: Aus einer riesigen Bisswunde am Bauch des verletzten Schafes quollen die offensichtlich herausgerissenen Gedärme. „Das Tier ist sogar noch aufgestanden“, sagt Humpert. „Ich rief dann gleich meinen Mann an, und der brachte ein Gewehr mit.“ Bevor Andreas Humpert das Tier erlöste, dokumentierte seine Frau den beklemmenden Anblick der gequälten Moorschnucke noch mit einem Foto. Das Bild liegt unserer Redaktion vor. Aber der Anblick ist zu grausig, um abgedruckt zu werden. Ein weiteres Schaf hatte der unbekannte Angreifer – vermutlich ein Hund – getötet. „Die restlichen 15 standen verängstigt rechts unten in der Ecke der Weide, sieben von ihnen verletzt“, berichtet die Schäferin. Daraus schließt sie: „Der Angriff dürfte von oben erfolgt sein, aus der Richtung, in die Schafe im Zweifel flüchten.“ Schon nach der ersten Attacke vor einem Jahr hatte Ortrun Humpert überlegt, die etwa 7000 Quadratmeter große Nieser Streuostwiese am Apfelkamp nicht mehr zu beweiden. „Aber die Fläche ist eigentlich sehr schön“, findet sie. Deshalb ließ sie in diesem Sommer doch noch einmal 15 Tiere dort weiden. Aber keine Lämmer mehr. „Jetzt haben wir die überlebenden Schafe natürlich sofort von der Weide geholt.“ Sie stehen nun im Stall. Zuvor musste allerdings der Tierarzt ‘ran. „Er hat über drei Stunden genäht, bis er die Wunden der sieben Tiere verschlossen hatte“, erzählt die Schäferin. „Und wir können nicht sicher sein, dass sie überleben.“ Vier der Tiere hätten tiefe Wunden. Blaues Desinfektionsspray soll Entzündungen verhindern. Zudem bekommen die Tiere Schmerzmittel. Ortrun Humpert hat nun erneut Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Vor einem Jahr stellte die Polizei die Ermittlungen ein; niemand in Niese hatte etwas gesehen. Jetzt sagt die Schäferin: „Jeder, dem Tiere nicht egal sind – also auch Hundehalter – muss ähnlich entsetzt sein wie wir.“ Die meisten Menschen in Niese seien sehr sensibilisiert. So sehe etwa ein Nachbar täglich nach, wie es ihren Schafen gehe. Humperts Zuversicht, dass der Halter diesmal Rückgrat zeigt, hält sich jedoch in Grenzen. „Er ist entweder mit Absicht unaufmerksam. Oder es macht ihm Freude, wenn sein Hund seinen Jagdtrieb an den Schafen auslebt“, mutmaßt Humpert. Fest steht für sie indes: Der Halter sei „absolut verantwortungslos“. Was sie erneut so sicher macht, dass es ein Hund war: Der Angreifer hetzte und biss ihre Schafe. Die großen Wunden lassen auf Angriffe von hinten und von der Seite schließen. „Aber das Tier war nicht hungrig. Und es ist auch kein Profi im Jagen. Es hatte Spaß am Zerstören.“ Das Tier müsse nach dem Wildern jedenfalls blutverschmiert nach Hause gekommen sein. Beamten der Polizei Blomberg befragten noch am Abend der Attacke einige Anwohner – aber offenbar erneut ohne schnelles Ergebnis. Weil die Ermittler auf die Hinzuziehung eines Experten bestanden, bat Ortrun Humpert die Wolfsberaterin Friederike Wolff aus Höxter nach Niese. Die Expertin hielt sich anhand der Verletzungen zwar mit einem eindeutigen Urteil zurück. Aber Ortrun Humpert, die sich als Vorsitzende des nordrhein-westfälischen Schafzuchtverbandes schon intensiv mit der Thematik beschäftigt hat und auch dieunterschiedlichsten Bissspuren kennt, ist sicher: „Das war definitiv kein Wolf.“ Dennoch hat sie eingewilligt, mehrere Genproben zu nehmen. Die sollen jetzt im Senckenberg-Institut in Frankfurt untersucht werden. In zwei bis drei Wochen dürfte dann feststehen, welche Art Tier in Ortrun Humperts Schafherde gewütet hat. „Eventuell lässt sich sogar rauskriegen, welcher Hund es war.“
(nicht komplett lesbar im Netz unter:http://www.pyrmonter-nachrichten.de/portal/lokales/luegde_Zwei-Schafe-tot%2C-sieben-verletzt-_arid,730283.html)

Am Tage gegenüber einer Hofstelle mit freilaufenden Hunden eine Herde zu überfallen, die dort schon seit Wochen steht, offenkundig ohne Hungergefühl und sehr unprofessionell als Jäger...
Mittlerweile musste ein weiteres Tier wegen unheilbarer Verletzungen getötet werden (nicht mit dem Gewehr, sondern per Bolzenschuss), trotz Antibiotika in Mengen, und wir haben an die Weiden der Umgebung einen Aufruf gebastelt, der nicht so schonend mit dem Leser umgeht -  Bilder, mit denen wir Tierhalter konfrontiert werden, von Lebewesen, die nicht nur nett auf einer Wiese standen, sodern die wir kennen.

Update: es war Hund- bis auf einen Hundehalter war niemand bereit, seine Hunde testen zu lassen. Mit der Einladung zur Speichelprobe ist das so eine Sache, die klappt im Krimi und bei Menschen.
Wir haben die Beweidung dieser Fläche aufgegeben.

 

Liebe Mitbürger-

solche Bilder möchte niemand sehen, bei keinem Lebewesen!

Helfen Sie mit, dass so etwas nicht wieder passiert –

>achten Sie auf Ihre eigenen Hunde

>sprechen Sie diejenigen an, deren Hunde ohne Aufsicht  außerhalb des Einwirkungsbereiches ihrer Halter herumlaufen

>und machen Sie Fotos, wenn Ihnen Hunde allein begegnen -  mit Ort und Zeit an die zuständige Polizei in Blomberg

Diesmal waren es „nur“ unsere Schafe (mittlerweile drei tot)-
gegenseitiges Verdächtigen hilft nichts -
beweisbare Fakten und verantwortliches Handeln helfen allen, damit niemand
solche Bilder aushalten muss.

Ortrun und Andreas Humpert

Die DNA-Analyse hat Hund festgestellt, allerdings ist niemand gewillt, herauszubekommen, welcher Hund - das Material steht zur Verfügung, die Kosten müsste der übernehmen, der wissen will, wer Tiere tötet. Außer uns ist das anscheinend niemand- und wir werden schlechtem Geld kein gutes hinterherwerfen. Ende der Beweidung- Ende des Tötens unserer Schafe auf einer solchen Fläche.


 




Pyrmonter Nachrichten Donnerstag, 24. Juli 2014 Seite 11 Lügde
Zehn Lämmer und ein Muttertier tot
Niese: Warum Schäferin Ortrun Humpert einen Hund als Verursacher vermutet
VON JULIANE LEHMANN

Niese. Elf tote Tiere an zwei Tagen – das reicht Ortrun Humpert. Deshalb hat die Schäferin aus Löwendorf die Mutterschafe und Lämmer, die am vergangenen Wochenende auf ihrer Weide am Nieser Erlenpark gleich drei Hundeattacken überlebt hatten, jetzt von dort abgezogen und anderswo sicher untergebracht. Bei der Polizei erstattete die dem nordrhein-westfälischen Schafzuchtverband vorstehende Expertin zudem Anzeige gegen Unbekannt. Denn einen konkreten Verdacht hat sie nicht. Die ersten beiden toten Tiere – ein Skudden-Mutterschaf und ein mit der Charmois-Rasse gekreuztes Lamm – hatte die Züchterin am späten Freitagvormittag bei der täglichen Kontrolle der Nieser Weide entdeckt. Weil beide Tiere optisch unversehrt schienen, vermutete Humpert, sie seien ein Opfer der Hitze geworden. „Ein älteres Schaf geht schon mal ein, ein Lamm auch“, dachte sie sich. „Das ist kein Anlass zur Freude, aber auch keiner zur Besorgnis.“ Weil sie die beiden Tierkörper nicht in ihr Auto laden wollte, zog sie sie in den Schatten und bat ihren Mann, die Kadaver abends abzuholen. Doch da kam Andreas Humpert mit vier toten Tieren nach Hause. „Am Samstag erhielten wir dann einen Anruf aus der Nieser Nachbarschaft mit dem Hinweis, da liege ein totes Lamm am Zaun. Da dachten wir, die Todesursache könnte eine Seuche oder vielleicht vergiftetes Wasser sein.“ Die am Samstag nach dem Auffinden weiterer sieben toter Lämmer von den Humperts an- geschobene Untersuchung von drei Tieren durch eine Pathologin beim Veterinäramt des Kreises Lippe ergab jedoch: „Sie waren offenkundig heftig gejagt worden.“ Der Stress und die extreme Hitze hatten sie kollabieren lassen. „Ziemlich merkwürdig“ erscheint die Sache auch der Polizei. Denn trotz vermutlich dreier Angriffe in der Zeit zwischen Donnerstagabend und Samstagmittag gegen 14 Uhr war der Weidezaun unversehrt. „Ein großer Hund kann zwar über jeden Zaun springen“, weiß Ortrun Humpert, die selbst einige Herdenschutzhunde für ihre auf mehrere Weiden
verteilten insgesamt 400 Mutterschafe plus Lämmer hält. „Aber dann hätten die Lämmer andere Bissspuren.“ Hungrige Wildtiere scheiden ihrer Überzeugung nach ebenfalls aus, denn die Lämmer waren nicht richtig angefressen. „Ihr Jäger war satt. Es hatte Spaß daran, sie zu hetzen. So verhalten sich nur Hundeartige.“ Deshalb vermutet sie einen mittelgroßen Hund als Verursacher. Das schließt sie aus den Bissspuren, die drei der zuletzt entdeckten toten Tiere und ein weiteres aufwiesen, dass die Jagd überlebt hat. „Vielleicht hat sein Halter den Hund sogar über den Zaun gehoben, um ihm ein sportliches Vergnügen zu ermöglichen“, mutmaßt sie. Doch, wie auch immer es passiert ist: Für Ortrun Humpert ist der Verlust der elf Tiere bitter. „Denn in der Zucht stecken viel Liebe und Geld.“ Eines der toten Lämmer, „Florentine“ hatte die Schäferin mit der Flasche aufgezogen. Und eine kleine weiße gehörnte Heidschnucke, deren Eltern Zucht- Bundessieger dieser seltensten deutschen Schafrasse sind, sollte am Samstag verkauft werden. Den finanziellen Schaden schätzt Ortrun Humpert auf 720 Euro. „Denn die Lämmer waren ja erst drei, vier Monate alt. Da kann ich jetzt nur den Zeitwert angeben.“ Dass der eigentlich für den Herbst geplante Verkauf der Tiere mehr Geld gebracht hätte, fließt nicht in ihre Rechnung ein. Ebenso wenig die anderen Folgen: „Jetzt haben wir etliche Mutterschafe, die ihre Lämmer vermissen.“ Überdies hätten die Tiere künftig vielleicht Angst vor allen Hunden. Eine Versicherung, die den
Schaden ausgliche, kann sich die Schäferin nicht leisten. „Die Prämien sind unverhältnismäßig hoch“, sagt sie. „Unsere Leistung für die Landschaftspflege wird ja schon nicht gescheit bezahlt.“ Ein teurer Schutzhund für jede kleine Herde sei da auch nicht drin. Wenn der Fall nicht aufgeklärt wird, überlegt Ortrun Humpert nun, die etwa 7000 Quadratmeter große Nieser Streuostwiese künftig nicht mehr zu beweiden. „Die Fläche ist eigentlich sehr schön“, findet sie. „Aber nun muss ich immer befürchten, dass so etwas wieder passiert.“ Die Polizei bittet nun mögliche Zeugen, die Angaben im Zusammenhang mit dem Geschehen machen können, sich bei der Kripo in Blomberg unter Telefon 05235 / 96930 zu melden.


LZ 45 · 2014
FRAGEN & MEINUNGEN    Ortrun Humpert
Das aktuelle Interview      Schafe sind kein Wolfsfutter!

Bis nach Niedersachsen ist er inzwischen vorgedrungen – der Wolf. Und irgendwann wird sich dieses Wildtier auch wieder in NRW ansiedeln. Diese Entwicklung bereitet den Schafhaltern große Sorgen, sie sehen ihre Tiere in Gefahr. Über die mögliche Rückkehr des Wolfes und notwendige Schutzmaßnahmen sprach die LZ mit Ortrun Humpert, der Vorsitzenden des Schafzuchtverbandes NRW.
Wenn die Gesellschaft den Wolf will und auf der anderen Seite auch den Erhalt der Landschaft durch die Schafhaltung, dann müssen die entstehenden Mehrkosten auch übernommen werden.
Die Schafhalter sind von der Ausbreitung des Wolfes nicht be- geistert und forden Schutzmaßnahmen für ihre Tiere.

LZ | Rheinland:  Frau Humpert, der Wolf breitet sich weiter aus. Haben Sie Angst, dass er auch nach NRW kommt?
O. Humpert: Was heißt hier Angst. Ich bin ganz sicher, dass er kommt und gehe davon aus, dass wir innerhalb der nächsten zwei Jahre Wölfe hier haben werden. Derzeit gibt es  bereits 33 Wolfsrudel in Deutschland. Hinzu kommen aber auch etliche Einzelwölfe. Sachsen und Brandenburg haben bislang den höchsten Wolfsbestand, in Niedersachsen haben sich ebenfalls fünf Rudel angesiedelt. Außerdem gibt es Wölfe in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt.
LZ | Rheinland:  Und was sagen Sie als Schafhalterin zu dieser zunehmenden Ausbreitung des Wolfes?
O. Humpert: Nun, man muss eines feststellen: Der Wolf hat eine ungünstige Eigenschaft. Er ernährt sich zwar hauptsächlich von Wildtieren, und zwar zu 99,4 %, aber er frisst auch Schafe und Ziegen. Von daher kann ich natürlich jeden meiner Berufskollegen verstehen, der sagt: den Wolf brauchen wir hier nicht.
Ich persönlich finde allerdings, dass jedes Tier, was wieder zu uns kommt, eine Bereicherung und zunächst einmal interessant ist. Der Wolf steht nun einmal auf der Roten Liste, und gerade wir Schafhalter, die in höchstem Maße jede Menge Rote-Liste- Arten erhalten, sollten diese Entwicklung nicht in Bausch und Bogen verur- teilen. Wir Schäfer können also nicht einfach zu der sogenannten Willkommen Wolf-Fraktion gehören, aber es macht auch wenig Sinn, jetzt den Abschuss der streng geschützten Art Wolf zu fordern. Wir Schäfer sind von dieser Entwicklung nicht begeistert, aber ich denke, wir müssen uns auf den Wolf und sein Auftreten einstellen. Unsere Schafe müssen mit dem Wolf oder vielmehr neben dem Wolf leben können. Das geht natürlich nur, wenn unsere Tiere auch geschützt werden.
LZ | Rheinland:  Und wie sehen wirksame Schutzmaßnahmen gegen den Wolf aus?
O. Humpert: Schafe sind für Wölfe leichte Beute. Das Reh kann weglaufen, das Schaf kommt allerdings nur bis zum nächsten Zaun. Zum Schutz vor dem Wolf brauchen wir untergrabungs- und übersprungsichere Zäune und vielerorts machen auch Herdenschutzhunde Sinn. Dies haben Erfahrungen aus Sachsen gezeigt, wo sich der Wolf als erstes niedergelassen hat. Aber sowohl das Anlegen von Zäunen als auch die damit verbundenen Arbeitskosten sowie die Kosten für den Herdenschutzhund – nicht nur die Anschaffungs-, sondern auch die Futterkosten – können natürlich nicht von den Schafhaltern aufgebracht werden, die es ohne Wolf auch schon nicht leicht haben. Der Schutz vor dem Wolf ist nicht zum Nulltarif zu haben.
LZ | Rheinland:  Ihr Verband fordert also die Übernahme der Schutzmaßnahmen.
O. Humpert: Ja, wir Schäfer fordern im Falle der Rückkehr des Wolfes nach NRW eine 100-prozentige Übernahme aller Präventionsmaßnahmen. Wenn die Gesellschaft den Wolf will und auf der anderen Seite auch den Erhalt der Landschaft durch die Schafhaltung, dann müssen die entstehenden Mehrkosten auch übernommen werden. Hierzu kann zusätzlich zu Landesgeldern, zum Beispiel für Artenschutzmaßnahmen, ein Fonds errichtet werden, und zudem ist es sinnvoll, bereits jetzt, bevor der Wolf überhaupt da ist, eine Verordnung zu Präventionsmaßnahmen auf den Weg zu bringen und darin festzulegen, wie Schutzmaßnahmen gefördert werden. Dies stärkt die Akzeptanz unter den Schafhaltern für den Wolf. Schutzzäune sowie Herdenschutzhunde zusammen können eine gute Abschreckung gegen den Wolf sein, aber sie bieten keine 100-prozentige Sicherheit. Und kommt es zu einem Übergriff, fordern wir natür- lich eine volle Entschädigung, und zwar nicht nur für das tote Tier, sondern für alle im Zusammenhang mit einem solchen Übergriff entstehenden Kosten, also die Entsorgung der toten Tiere, die Tierarztkosten für verletzte Tiere, aber auch die Neuerrichtung von Zäunen. Es bedarf dringend einer klaren Haftungsregelung für Schäden an Dritten, wenn gehetzte Schafe auf Gleise oder Autobahnen flüchten. Der Schafzuchtverband hat schon vor Jahren ein Positionspapier veröffentlicht, in dem die wichtigsten Forderungen aufgelistet sind.
Ganz wichtig ist, dass Schafhalter und Politik das Thema Wolf gemeinsam angehen. Hier müssen wir überlegen, was wir zukünftig mit Bereichen machen, die nicht so einfach zu schützen sind, beispielsweise Deiche. Auch muss man sich sicherlich Gedanken machen über Wölfe, die trotz aller Schutzmaßnahmen immer wieder Schafe reißen. Hier muss die Möglichkeit geschaffen werden, solche Spezialisten aus der Natur zu entnehmen, obwohl der Wolf aktuell nicht bejagt werden darf. Insgesamt müssen die Schutzmaßnahmen rechtzeitig auf den Weg gebracht werden.
LZ | Rheinland:  Das Land NRW hat hier schon etwas getan und Wolfnotfallsets angeschafft. Wie kommen die Schafhalter an ein solches Set?
O. Humpert: Auf Anregung des Schafzuchtverbandes ist ein Notfallset für Schafhalter zusammengestellt und angeschafft worden. Dieses Notfallset, das aus Elektrozaun, Weidezaungerät und Fotofalle besteht, kann eingesetzt werden, wenn der Verdacht besteht, dass durch einen Wolf oder Luchs ein Übergriff auf die Schafherde erfolgt ist. Das Set darf von jedem Schafhalter kosten- los ausgeliehen werden. Derzeit gibt es zwei Notfallsets, die bei der Biologischen Station Hochsauerlandkreis deponiert sind, um speziell das Wolfserwartungsgebiet zwischen Ost- und Südwestfalen abzudecken. Natürlich reichen zwei Notfallsets für ganz NRW nicht aus und es müssen mehr Sets werden. Hier haben einige Organisationen bereits signalisiert, dass sie bereit sind, ein Not- fallset zu sponsern. Sinn und Zweck des
Notfallsets ist es, dass der Wolf möglichst sofort nach dem ersten Übergriff lernt, Schafe sind kein Futter für ihn. Notfallsets sind keine Dauerlösung, wir brauchen vielmehr langfristig Schutz- maßnahmen gegen den Wolf.
LZ | Rheinland:  Frau Humpert, haben Sie noch einen Appell an die Schafhalter? Wie sollen sie das Thema Wolf angehen?
O. Humpert: Wichtig ist vor allen Dingen, dass sich die Schafhalter nicht polarisieren lassen, und zwar weder in die eine, noch in die andere Richtung. Wir müssen das Thema Wolf sachlich und mög- lichst wenig emotional angehen und brauchen hierzu zutreffende Informationen. Wir brauchen den Schulterschluss mit der Politik und zudem mit seriösen Wissenschaftlern, die es übrigens zu diesem Thema auch gibt. Auf der anderen Seite müssen wir aber auch offen sein für den ein oder anderen Verbündeten. Schafhalter sollten nicht in Bausch und Bogen jeden Naturschützer abwehren. Der Schafzuchtverband NRW setzt sich mit Nachdruck dafür ein, dass die Schafhalter vor dem Wolf geschützt werden, damit wir auch in Zukunft die besonderen
Leistungen in der Landschaftspflege sicherstellen können. Und damit die Vielfalt unserer Kulturlandschaft erhalten bleibt, brauchen wir nun einmal die Schafe. Daher ist die Politik gefordert, entsprechende Lösungen in punkto Rückkehr des Wolfes auf den Weg zu bringen und dafür auch Geld in die Hand zu nehmen.  el



 

Neues aus Marienmünster

Schafe räumen Preise ab

Schafe räumen Preise ab

Züchter Ortrun und Andreas Humpert kehren mit Auszeichnungen aus Berlin zurück

Löwendorf(WB). Die Schäferei Humpert aus Löwendorf hat im Rahmen der Internationalen Grünen Woche in Berlin gleich mehrere Preise abgeräumt. Die Tiere von Ortrun und Andreas Humpert wurden bei der Bundesschau der Landschafe gleich mehrfach ausgezeichnet.

»Allmählich ist Ruhe eingekehrt. Alle Schafe sind wieder an ihrem gewohnten Ort, und nur die bunte Skuddenherde aus der Dauerausstellung scheint nach zehn Tagen Trubel mitten im Besucherstrom der Grünen Woche etwas Sehnsucht nach Publikum zu haben«, berichtet Ortrun Humpert mit einem Augenzwinkern. Die fünfte Bundesschau der Landschafe sei in Berlin bei bester Stimmung und »hoffentlich weitreichender Wirkung hinsichtlich der Vielfalt und Leistung der Schafzucht« laut der Löwendorferin sehr erfolgreich für die Züchter aus NRW ausgefallen – und somit auch für die heimische Schäferei Humpert.
Diese konnte mit zwei Klassen- und Reservesiegern, einem Wollsieger, einem Bundessieger sowie einem gehörigen Anteil an der Verbandssiegersammlung mehr als zufrieden die Reise aus der Bundeshauptstadt zurück in den Kreis Höxter antreten. Ab sofort steht nun der Nachwuchs an erster Stelle: »Wir warten jetzt auf die Lämmer – und zudem auf ein neues, arbeitsreiches Jahr«, sagt Ortrun Humpert. 2014 solle weniger von der Jagd auf Preise und Auszeichnungen geprägt sein: »Wir wollen uns noch mehr der Bewahrung und Wiederherstellung schützenswerter Teile unseres Kulturlandes Kreis Höxter verschreiben«, betont sie mit Blick auf zukünftige Projekte.
Dass Schafe nämlich keine reinen Fleisch- oder Wollelieferanten sind, wissen Ortrun und Andreas Humpert schon seit geraumer Zeit. Die Schäfer aus Leidenschaft beweiden mit ihren insgesamt 450 Tieren zahlreiche Flächen im Kulturland. Die zum Teil sehr seltenen Rassen sind auf eine schonende Beweidung spezialisiert. Hiermit soll gewährleistet werden, dass auf diesen Flächen Insekten und Pflanzen erhalten bleiben.

11.02.2014
Höxter/Arnsberg
Schäfer und Förster diskutieren über Wölfe
Gemeinsamer Workshop in Arnsberg

Geschütztes Tier: Der Wolf. dpa
Geschütztes Tier: Der Wolf. dpa

Höxter/Arnsberg (gär). Schafzüchter und Förster wollen sich heute in Arnsberg bei einem Workshop auf die Rückkehr des Wolfes nach NRW vorbereiten. Etwa hundert Experten werden erwartet.

Nicht nur in Ostdeutschland sind die streng geschützten Wölfe seit einigen Jahren wieder heimisch geworden. Auch in Niedersachsen leben mittlerweile mehrere Rudel. Deshalb sei es letztlich "nur eine Frage der Zeit", wann die Tiere auch in OWL auftauchen, sagt der Förster Jan Preller. Er ist Mitglied im landesweiten Arbeitskreis Wolf, wo Naturschützer, Schafzüchter sowie diverse Behörden und der Landesjagdverband vertreten sind.

Weil es in den Wolfsrudeln eine natürliche "Inzuchtsperre" gibt, gehen die einjährigen Tiere auf Wanderschaft und suchen sich neue Reviere, wie Preller erläutert. Schon im November 2009 war ein Wolf aus dem hessischen Reinhardswald im Kreis Höxter aufgetaucht. Den Schafzüchtern sei wichtig, ihre Herden zu schützen und im Falle eines Falles Entschädigungen zu erhalten, sagt der Paderborner Ernst Brüggemann, Geschäftsführer des Schafzuchtverbands NRW. Auch der Deutsche Jagdschutz-Verband begrüßt die Rückkehr - als "Bereicherung der Artenvielfalt".

In Arnsberg wird auch OWL vertreten sein: Ortrun Humpert, Vorsitzende des Schafzuchtverbandes NRW aus Löwendorf (Kreis Höxter), führt ins Thema ein. Anschließend hält Andreas Wiebe, Leiter des Landesbetriebs Wald und Holz, ein Referat. Bernd Dankert vom sächsischen Umweltministerium skizziert das "Wolfsmanagement" in Sachsen.

Neue Westfälische Kreis Höxter

NR. 301, FREITAG, 28. DEZEMBER 2012 H T 3

¥ Kreis Höxter/Löwendorf. Von Josef Köhne.
(Der Artikel steht leider bislang nicht im Netz, daher sind Fotoverweise aus dem Text genommen)

Engagiert: Wenn es um den Erhalt seltener Schafrassen und schützenswerter  Flächen geht, engagiert sich Ortrun Humpert in der ersten Reihe.

„Die Akzeptanz der Schäfer ist sehr unterschiedlich“

»Schäfer sind keine Romantiker, die unnütze Traditionen pflegen«

INTERVIEW ZUM JAHRESWECHSEL: Ortrun Humpert engagiert sich für die Schafzucht

Wenn es um den Natur-undArtenschutz geht, ist Ortrun Humpert sensibilisiert, motiviert und engagiert. Vor allem aber ist die Schäferin aus Löwendorf kompetent. Letzteres dürfte der Grund dafür sein, dass die Delegierten des Schafzuchtverbandes und der Schafzüchtervereinigung NRW sie im Herbst einstimmig zu ihrer Vorsitzenden wählten. Im Gespräch mit Josef Köhne berichtet die Mutter von drei munteren Mädels,wo die Schafzüchter der Schuh drückt.

Frau Humpert, was hat Sie bewogen, den Vorsitz des Schafzuchtverbandes anzustreben?

ORTRUN HUMPERT:Ich habe mich nicht beworben. Und als der Vorschlag kam gedacht, lass es, du hast keine Zeit. Andererseits haben wir das gesellschaftliche Problem, dass diejenigen, die befähigt sind etwas zu tun, sich nicht zur Verfügung stellen. Kurzum: Ich habe mich schon immer mit den wichtigen Problemen der Schäferei auseinandergesetzt und letztendlich für mich entschieden, die Herausforderung anzunehmen.

Wie lösen Sie das zeitliche Problem?

HUMPERT: Indem ich die vorhandenen klugen Köpfe nutze undAufgaben delegiere.

Wessen Interessen vertreten Sie?

HUMPERT:Die der Herdbuchzüchter – egal mit wie viel Tieren –sowie die der überLand ziehenden Schäfer. Ich denke, dass es wichtig ist, die vielen unterschiedlichen Gruppen zusammenzuhalten und ihre dem Anschein nach voneinander abweichenden Interessen miteinander zu verbinden. Vor allem aber geht es mir darum, die Schafhaltung insgesamt zu unterstützen, die, ebenso wie der Naturschutz, den wir ja auch draußen mit unseren Schafen betreiben,keine Lobby hat.

Bei Bad Driburg hat man eine von nicht wenigen Menschen kritisierte Grünbrücke gebaut. Wurden dort Millionen ausgegeben, die bei den Schäfern besser aufgehoben wären?

HUMPERT: Damit keine Irritationen aufkommen: Ich bin sehr für die Grünbrücke. Aber bei der schwierigen Interessensgemengelage gilt es auch die Schafzucht, und hier beispielsweise das Thema Beutegreifer im Auge zu behalten. Unser Verband arbeitet gerade daran. Dass da noch nichts passiert ist, ist eine Schande für unser Land. Der Bund hat den Auftrag, Naturschutz zu betreiben. Und dieser Auftrag bezieht sich auf beide Seiten des Naturschutzes.

Ist das ein großes Problem?

HUMPERT: Aber ja! Es werden Gegensätze geschaffen, die per se keine Gegensätze sein dürfen.

Was schlagen Sie vor?

HUMPERT: Derjenige, der sich um diese Belange kümmert – sei es der Förster, der Jäger, der Schäfer oder der Umweltschützer – diejenigen also, die sich alle das gleiche Thema auf die Fahnen schreiben, müssen alle an einen Tisch und entweder sagen, ich nehme das als Vorwand, um meine eigenen Interessen durchzusetzen, oder ich bin bereit, mich mit der Gesamtthematik auseinanderzusetzen. Was bedeutet: Ich bin zu einem Kompromiss bereit, mit dem alle leben können.

Wo haben die Schäfer die größten Schwierigkeiten?

HUMPERT:Es gibt europäische und bundesbezogene Probleme wie Tierkennzeichnung oder Flächenverluste. Die Akzeptanz der Schäfer ist in der Bevölkerung sehr verschieden. Viele freuen sich und wissen umdie Wichtigkeit – andere Menschen stören sich an den frei laufenden Hunden, während einige über die Einzäunung hinweg trampeln und sich aufregen, wenn der Schafbock auf sie los geht oder der Hund die Herde beschützt.

Wie reagieren die Behörden? BekommenSie dort Unterstützung?

HUMPERT: Ich will es einmal so formulieren: Mein Eindruck ist, dass man an manchen entscheidenden Stellen nicht erkennt, dass wir Schäfer mit unseren Tieren aktiven Natur- und Artenschutz betreiben. Wir sorgen dafür, dass die Landschaft nicht verbuscht und seltene Pflanzen und Kräuter gefördert werden. Wir gewährleisten, dass gefährdete Tierarten ihren Lebensraum behalten. Wir tragen mit der Erzeugung hochwertigen Fleisches zur gesunden regionalenErnährung bei und wir sorgen dafür, dass vom Aussterben bedrohte Schafrassen überleben. Schafe auf Grünland senken den schädlichen CO2-Gehalt und arbeiten so für den Klimaschutz.

Welche Erfahrungen machen Sie mit den Aufsichtsbehörden?

HUMPERT: Bei den übergeordneten Kontrollen geht vieles nicht zusammen. Da vermessen verschiedene Prüfer mit dem GPS-Gerät die beweideten Flächen und kommen manchmal schon wegen eines Baumes oder einiger Sträucher zu unterschiedlichen Ergebnissen. Die Schäfer laufen dann Gefahr, wegen falscher Flächenangaben das gesamte Geld zurückzahlen zu müssen. Ähnlich ist es bei den Ohrmarken, von denen jedes Tier zwei tragen muss. Erstens reißen sich die Tiere dieOhren damit in Fetzen, und zweitens muss jede verlorene Marke umgehend ersetzt werden. In meinen Augen ist das Perversion.
Wir gewährleisten die gewünschte Biodiversität und kämpfen ums Überleben, während Behörden für doppelte und überzogene Kontrollen mehr Geld ausgeben, als dem Schäfer für die Stelle, wo ein Busch auch noch Schatten und Nistplätze spendet, bezahlt worden wäre.

Wie gefährlich werden den Tieren Wolf und Luchs?

HUMPERT: Der Luchs ist zunächst nicht das große Problem. Er schlägt gezielt ein oder zwei Tiere und zieht dann in der Regel weiter. Anders ist das beim Wolf. Er hetzt, schädigt viele Schafe und bringt die Herde in Panik. Unsere Schafe können dann ausbrechen und zum Beispiel auf einer Autobahn großen Schaden anrichten. Am Pranger steht dann der Schäfer und nicht der Wolf. Andererseits wissen Wolf und Luchs nicht, dass sie vielleicht ein Schaf töten, das auf der gleichen Roten Liste steht, wie sie selbst.

Was ist zu tun?

HUMPERT:Wir müssenmit unseren etwa 2.000 Mitgliedern Überzeugungsarbeit leisten und hoffen, dass die Bevölkerung uns unterstützt und die zuständigen Stellen inLand, Bund und EUerkennen, dass wir die Landschaft pflegen, die wir alle lieben. Leider haben wir immer mehr Menschen, die sich zuständig, aber nicht verantwortlich fühlen.

Was darf ich Ihnen wünschen?

HUMPERT: An den entscheidendenStellen kompetenteMenschen, die erkennen, dass die Schäfer keine Romantiker sind, die unnütze Traditionen pflegen, sondern der Umwelt dienende Unternehmer, ohne deren Einsatz die Landschaft längst monoton und artenarm wäre.




Hier finden Sie ein wenig zum Thema "Erlesene Natur" im Pressespiegel -
natürlich nicht ohne unsere Schafe

http://www.focus.de/reisen/reisefuehrer/deutschland/tourismus-klostergaerten-und-schloesser-besuch-im-kreis-hoexter_aid_722258.html


Wer einen augenzwinkernden Werbefilm mag, der mit einem Teil von Humperts Schafen gedreht wurde, klickt auf

http://www.youtube.com/watch?v=3AoazmHSfKo

 


Diverses zum Lesen, Hören und Sehen über uns

  • https://www.dewezet.de/region/weserbergland/luegde_artikel,-von-schafe...www1.wdr.de/fernsehen/aks/themen/laemmer102.html -
  • dradiowissen.de/.../wolf-wie-schäfer-ihre-schaf-herden